APRIL / MAI: Reben setzen | Begrünung | Blanc de Noir

Bei uns war die letzten beiden Monate kaum Zeit zum Durchatmen, daher bekommt Ihr heute eine Spezial-Doppelausgabe unseres Weinguts-Blogs für April und Mai! Die begannen für uns, wie bei vielen Weingütern üblich, mit dem Anlegen neuer Weinberge. Die Besonderheit bei uns: Wir setzen nicht nur unsere eigenen Reben, sondern machen das auch für andere Weingüter – und fahren dafür bis zu 700km weit durch ganz Deutschland. Richtig gelesen! Für unsere Freunde vom Weingut Patke in der Nähe von Frankfurt an der Oder haben wir dieses Jahr nun schon zum vierten Mal mit unserer  Maschine Reben gesetzt. Selbst so weit im Norden gibt es noch Weinberge. Im Moment sind diese zwar noch rar gesät, aber durch den Klimawandel verschieben sich die Weinbaugebiete dieser Welt schon jetzt sichtlich Richtung Norden – ein zukunftsträchtiger Standort also. Insgesamt haben Tim und Thomas in drei Tagen über 22.000 Reben gesetzt, das entspricht einer Fläche von 4,5 Hektar, also 45.000 Quadratmeter. Über die vier Saisons, in denen die beiden schon Gast bei Matthias sein durften, sind bisher ca. 11 Hektar Weinberge entstanden, von denen die ersten dieses Jahr zum ersten Mal ihren vollen Ertrag bringen werden. Wir sind gespannt! Auch bei uns in Wintersheim und auf dem Draisberghof sind neue Weinberge entstanden, bzw. neu bestockt worden. Bei der Auswahl der Rebsorten haben wir uns vor allem auf Zukunftsweine konzentriert: Cabernet Blanc und  Souvignier Gris – beides Rebsorten, die bis zu 80% weniger Pflanzenschutzmittel benötigen und somit optimal für die Zukunft gerüstet sind!

Auch unsere Böden wollen wir zukunftsfähig halten und widerstandsfähig gegen den Klimawandel machen. Tim hat dafür nach der Ernte letztes Jahr ein besonderes Projekt in den Weinbergen, genauer gesagt zwischen den Zeilen gestartet. Hierfür hat er eine Begrünungsmischung eingesät, die aus Roggen, Raps und Wicke besteht. Die konnte über den Winter ganz ungestört wachsen, und war zuletzt fast so hoch wie die Rebzeilen! Mit einer selbstkonstruierten Walze hat Tim im Frühjahr dann schließlich alles wieder plattgedrückt, um den Boden vor Transpiration zu schützen. Roggen und Wicke sorgen außerdem für guten Humusaufbau und die Wicke sammelt Stickstoff aus der Luft und macht ihn so für die Rebe verfügbar. Stickstoff ist ein wichtiger Nährstoff für die Rebe und seine Verfügbarkeit wirkt sich später sogar auf die Entwicklung der Weine im Keller aus. Ein Spatenstich in den Boden der so begrünten Weinberge zeigt außerdem: Die Erde ist ganz fein durchwurzelt und kann so Feuchtigkeit viel besser halten und ist besser vor Erosion geschützt. Bei anders bewirtschafteten Weinbergen ist deutlich zu sehen, dass die obersten Bodenschichten bereits nach ein paar Tagen Trockenheit ausgetrocknet sind. Wir sind jedenfalls super zufrieden mit unserem gelungenen Begrünungsexperiment!

Auf der Tour Natur, die im Mai bei uns in Wintersheim ihren Auftakt gefeiert hat, durften wir als Gastwinzer unsere beiden Naturwein-Projekte vorstellen, über die wir im letzten Blog schon berichtet haben. Es gibt aber noch eine weitere Neuerung im Sortiment, die Ihr bald schon probieren könnt: Ein Blanc de Noir aus der Rebsorte Merlot! Feinherb ausgebaut ist er der perfekte Sommer- und Terrassenwein und macht einfach nur Spaß. Ihr denkt jetzt wahrscheinlich: Merlot? Also ein Rotwein als Sommerwein? Ja und Nein! Merlot ist zwar unsere Basis, allerdings handelt es sich hier um einen Blanc de Noir – „Weiß aus Schwarz“. Das bedeutet, dass wir einen Weißwein aus roten Trauben gemacht haben. Das funktioniert, indem man die Trauben nach der Lese so schnell auspresst, dass die Farbe, die in den Beerenschalen sitzt, keine Zeit hat, um in den Traubensaft „abzufärben“. So entsteht ein Wein mit Rosé-Charakter und der Farbe und dem Trinkfluss eines Weißweins. Gewitzt, oder? Neben dem Blanc de Noir, der bald erhältlich sein wird, haben wir auch noch unsere Klassiker im Rosé-Bereich, Cuvée Rosé und Rotling im Sortiment. Der Cuvée Rosé ist ein klassisch hergestellter Rosé, hierbei lässt man die Beerenschalen und den Saft kurz „einwirken“ vor dem Pressen, sodass etwas mehr Farbe als beim Blanc de Noir in den Saft kommt. Rotling ist dagegen nochmal eine Besonderheit: Er entsteht tatsächlich durch die Mischung von roten und weißen Trauben! Aber Vorsicht: fertige Weine dürfen laut Weingesetzt nicht gemischt werden, das muss vor der Gärung passieren. Auch in anderen Weinanbaugebieten kennt man den Rotling unter anderen Namen, wie bspw. Schieler, Badisch Rotgold oder Schillerwein. In unserem Fall finden meist Rebsorten, wie Bacchus und Portugieser den Weg in den Rotling, da sie unkompliziert, frisch und fruchtig sind. Das macht Lust auf Sommer!

Wenn Ihr jetzt noch wissen wollt, was im April und im Mai auf dem Draisberghof los war, lest unbedingt den neuen Draisberghof-Blogbeitrag – es war spannend!

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